Zeitzeuginnen und Zeitzeugen vor der Kamera

Die Fuldaerin Gertrud Rübsam teilte als erste Zeitzeugin vor der Kamera ihre Erinnerungen im Rahmen des Projekts „Fulda erzählt“. © Vonderau Museum Fulda
Das Set von „Fulda erzählt“ kurz vor Drehstart. © Vonderau Museum Fulda
Die Dreharbeiten des Zeitzeugenprojekts fanden in der Villa Schmitt am Fuldaer Paulustor statt. © Vonderau Museum Fulda

Erste Dreharbeiten zum Projekt "Fulda erzählt" in der Schmittschen Villa / Videos zur Nachkriegshistorie für Jubiläumsausstellung 2021

Nach intensiver Vorbereitungsphase konnten jetzt die Dreharbeiten für das vom Vonderau Museum Fulda initiierte Zeitzeugenprojekt „Fulda erzählt“ beginnen. Mit der Kamera wurden die ersten Zeitzeugengespräche festgehalten, die 2021 im Rahmen der Jubiläumsausstellung „Als die Demokratie zurückkam – 75 Jahre Verfassung in Hessen und Fulda“ erstmals präsentiert werden. Thematisch standen deshalb bei den ersten Film-Interviews die frühen Nachkriegsjahre (1945-1949) im Vordergrund. Zeitzeugen berichteten etwa aus den Jahren der amerikanischen Besatzung und des demokratischen Neuanfangs in Fulda und schilderten Alltagssituationen aus Kindheit und Jugend.

Das Projekt dient der fortwährenden Dokumentation von Zeitzeugenaussagen. „Das Vonderau Museum möchte sich im Zuge der Neukonzeption noch stärker nach außen öffnen und den Bürgerinnen und Bürgern mehr Möglichkeiten zur Beteiligung geben“, erklärt Museumsleiter Dr. Frank Verse. „Die Zeitzeugengespräche, die in Zukunft auch zu anderen Themen geführt werden sollen, sind ein wichtiger Baustein in diesem Vorhaben. Damit können sich die Einwohner Fuldas und der Region selbst an der Geschichte beziehungsweise deren Überlieferung beteiligen.“

Einige Zeitzeugen hatten für die Aufnahmen Fotos und persönliche Dokumente mitgebracht. So zeigte Gertrud Rübsam, die als erste Teilnehmerin von „Fulda erzählt“ vor der Kamera Auskunft gab, auf ein Bild von ihrer Erstkommunion im Jahr 1945. Die 83-Jährige Fuldaerin hatte aus der Zeitung vom Zeitzeugenprojekt erfahren und sich beim Vonderau Museum gemeldet. „Denn ich habe etwas zu erzählen, was ich den Jugendlichen heute kundtun will: Wie die Zeit damals war.“ Eindrücklich schilderte Gertrud Rübsam Erfahrungen ihrer Kindheit, geprägt von Hunger, Not und beengten Wohnverhältnissen, und teilte ihre Erinnerungen an den Einmarsch der Amerikaner in Fulda: „Das war eine einzige Befreiung nach all den Bombennächten.“

Nächste Dreharbeiten mit weiteren Zeitzeugen sind für November geplant. Die bereits gefilmten Interviews werden nachbearbeitet. Ausschnitte daraus werden in die Ausstellung „Als die Demokratie zurückkam – 75 Jahre Verfassung in Hessen und Fulda“ einfließen.

„In Vorbereitung auf die Sonderausstellung suchen wir noch Gegenstände, Fotos oder Dokumente mit persönlichen Geschichten und Erinnerungen“, sagt Katja Galinski. Sie denkt dabei beispielsweise an Wahlplakate, Mitgliedsausweise oder Aushänge aus der Zeit der Demokratisierung, der Parteigründungen oder der ersten Wahlen 1945/46. Gesucht werden auch Fotos oder Objekte, die im Zusammenhang mit dem Amerika-Haus (1948-1953) in der Rabanusstraße oder dem amerikanischen Jugendheim German Youth Activities (1947-1953) in der Marienstraße in Verbindung stehen.

Alle, die ein Objekt als Leihgabe für die Ausstellung oder als Schenkung für die Sammlung zur Verfügung stellen möchten, werden gebeten, sich mit Museumsmitarbeiterin Katja Galinski in Verbindung zu setzen. Kontaktmöglichkeiten bestehen unter Telefon 0661 102-3217 und unter der Mail-Adresse katja.galinski@fulda.de. Weitere Informationen und Neuigkeiten zum Zeitzeugenprojekt finden Interessierte auch auf dem Blog „Fulda erzählt“ unter www.fuldaerzaehlt.de