Preisträger des Literaturpreises 2024

Der Literaturpreis Fulda 2024 geht an Konstantin Ferstl. Der Autor hatte Mitte August des vergangenen Jahres seinen Debütroman „Die blaue Grenze“ (Rowohlt Berlin) veröffentlicht. Sein Erstlingswerk würdigte die unabhängige fünfköpfige Jury nun als das bedeutendste Romandebüt der Buchsaison Herbst 2023/Frühjahr 2024. Mit der Auszeichnung verbunden ist ein Preisgeld von 10.000 Euro. Die Verleihung findet am Mittwoch, 19. Juni 2024, um 19.00 Uhr im Fürstensaal des Fuldaer Stadtschlosses statt. Die Laudatio hält Jury-Mitglied Christoph Schröder.

Die aktuelle Jury besteht aus der Schriftstellerin Zsuzsa Bánk, dem Literaturkritiker Christoph Schröder, dem Schriftsteller Christoph Peters, der Literaturkritikerin Julia Schröder und der Autorin Silke Stamm, die 2023 den Literaturpreis Fulda erhalten hat. Organisiert wird der Wettbewerb im Auftrag der Stadt Fulda und in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt von Silke Hartmann von der Agentur „Kulturperle – Kommunikation und Kulturmanagement“.

Die Begründung der Jury:

„Konstantin Ferstl hat einen Roman geschrieben, der in seiner unbändigen Erzählfreude, seinem anarchischen Humor und der Fülle seiner Einfälle die Tradition des barocken Schelmenromans aufgreift und in eine zeitgemäße Form überführt. ,Die blaue Grenze‘ ist zugleich ein virtuoser Ritt durch die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts, ein Familien- und Abenteuerroman, der zeigt, wie das Private politisch wird und die Politik das Private bestimmt. Nicht zuletzt ist es auch ein Buch über die Wunder und Abgründe der Liebe, zärtlich und wehmütig, vor allem aber ein großes Lesevergnügen von der ersten bis zur letzten Seite.“

Zum Inhalt des Romans:

Fidelis Lorentz ist Komponist und verdient sein Brot mit Titelmelodien für Fernsehfilme. Als er einen Anruf von seiner großen Liebe J. erhält, ahnt er, dass sie sich trennen will, und steigt kurzerhand in den Zug. Sein Ziel: Pyeongyang, denn wenn man gegen die Zeit anrennen will, dann nur gen Osten. Während die verschneiten Weiten Sibiriens an ihm vorbeiziehen, reist er gedanklich in die Vergangenheit: zu seinem Urgroßvater, in dessen Fernweh Fidelis sich wiederfindet – ein Träumer aus dem Bayerischen Wald, der als Matrose zur See fuhr und später im Dorfteich ertrank. Zur Großmutter, selbst beim Beten pragmatisch, die nichts von Heiligen hielt und sich immer direkt an die höchste Instanz wandte. Zu ihrem Mann, Berufssoldat in der Wehrmacht, der den Anblick von Waffen nicht ertrug. Sie alle waren tief von der Härte des 20. Jahrhunderts geprägt, und doch rebellierten sie auf ihre Weise gegen die provinzielle Enge und die Erwartungen an sie, behaupteten ihr eigenes Leben. Nach und nach enthüllt sich auch die Gegenwart – und Fidelis’ verlorene Liebe zur mysteriösen J. Angekommen in Nordkorea, einem Land wie eine Filmkulisse, das in einer verherrlichten Vergangenheit feststeckt, muss sich Fidelis endlich der Gegenwart und der Zukunft stellen. Konstantin Ferstl erzählt sprachgewaltig, dabei voller Zärtlichkeit und Witz über die Liebe, das Scheitern und das widerspenstige Leben der Menschen auf dem Land. Ein virtuoses Familienepos, eine deutsche Mythologie des 20. Jahrhunderts.

Über den Autor:

Konstantin Maria Ferstl, geboren 1983 im Altmühltal, ist Regisseur, Autor und Musiker. Er studierte Regie in München. Bereits sein Abschlussfilm „Trans Bavaria“ kam ins Kino und wurde mehrfach ausgezeichnet. Für „Finis Terrae“, einen Essayfilm mit dem Philosophen Alain Badiou, reiste Konstantin Ferstl einmal um die Welt. „Die blaue Grenze“ ist sein Debütroman, für den er das Münchner Literaturstipendium erhielt. Konstantin Ferstl lebt in München, Rom und in der Hallertau.

Geschichte der Auszeichnung

Seit 2019 wird jährlich der Literaturpreis der Stadt Fulda vergeben. Er würdigt das literarische Romandebüt der jeweiligen Buchsaison. Ermittelt wird die Preisträgerin beziehungsweise der Preisträger von einer fünfköpfigen Jury aus Schriftstellerinnen und Schriftstellern sowie Literaturkritikerinnen und Literaturkritikern. Aus den Erstlingswerken küren sie das aus ihrer Sicht bemerkenswerteste Debüt.

 

Erste Preisträgerin des mit 10.000 Euro dotierten Literaturpreises Fulda war 2019 Johanna Maxl für ihren Roman „Unser großes Album elektrischer Tage“. 2020 ging die Auszeichnung zu gleichen Teilen an Nadine Schneider für ihr Debüt „Drei Kilometer“ und an Olivia Wenzel für ihr Buch „1000 Serpentinen Angst“. 2021 wurde Timon Karl Kaleyta für „Die Geschichte eines einfachen Mannes“ ausgezeichnet. Preisträger 2022 war Edgar Selge für seinen Debütroman „Hast du uns endlich gefunden“. Im Juni 2023 nahm Silke Stamm im Fürstensaal des Fuldaer Stadtschlosses den Literaturpreis Fulda für ihren Band „Hohe Berge“ entgegen.

 

Die Preisgelder der bisher verliehenen Auszeichnungen wurden von der Jubiläumsstiftung der Sparkasse Fulda zur Verfügung gestellt, die Hauptsponsor des Literaturpreises Fulda ist.