Stadt ehrt Dr. Hamberger anlässlich des 90. Geburtstags

OB Dr. Wingenfeld begrüßte die Gäste im Fürstensaal.
Dr. Hamberger bei er Dankesrede
Dr. Hamberger resümierte: Ich bin in Fulda glücklich geworden.
Die umfangreichen Verdienste des Jubilars wurden von mehreren Rednern gewürdigt.
"Coronagruß": Dr. Hamberger und Dr. Wingenfeld
Dr. Rhiel bei seinem Grußwort
Dr. Rhiel und Dr. Hamberger
Dr. Schmitt würdigte die Verdienste des Jubilars um die Kultur.
Dr. Wingenfeld bei der Begrüßung
Eintrag ins Ehrenbuch der Stadt
Eintrag ins Ehrenbuch der Stadt
Auch Karnevalist Günther Elm sprach ein Grußwort.
Ein besonderer Gast: Prof. Bernhard Vogel
Pastor Paul Verheijen beleuchtete das Verhältnis Hambergers zu Bonifatius und zu Dokkum.
Vier Oberbürgermeister (von links): Gerhard Möller, Dr. Heiko Wingenfeld, Dr. Wolfgang Hamberger, D. Alois Rhiel.
Vier Oberbürgermeister (von links): Gerhard Möller, Dr. Heiko Wingenfeld, Dr. Wolfgang Hamberger, D. Alois Rhiel.

Empfang für den ehemaligen Oberbürgermeister im Fürstensaal mit zahlreichen Weggefährten / OB Wingenfeld: "Sie sind ein großes Glück für Fulda"

Mit einem Empfang im historischen Fürstensaal des Fuldaer Stadtschlosses hat die Stadt Fulda am Dienstag ihren ehemaligen Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Hamberger anlässlich seines 90. Geburtstags geehrt. Zwar konnte der Empfang angesichts der geltenden Corona-Auflagen nur mit einer stark reduzierten Zahl an Gästen sowie unter strengen Hygieneauflagen stattfinden, jedoch gelang es trotzdem, einen würdigen Rahmen für einen „Geburtstag von historischer Bedeutung“ zu schaffen, wie es der amtierende Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld in seiner Begrüßung formulierte: „Ich übertreibe damit nicht“, sagte Wingenfeld, „denn erstmals in der so reichen Fuldaer Geschichte hat die Stadt die große Ehre, einen ehemaligen Oberbürgermeister anlässlich seines 90. Geburtstags würdigen zu dürfen.“

Ebenso einmalig wie der Anlass zum Empfang sei auch das Wirken Hambergers für Fulda, betonte Wingenfeld. „30 Jahre, davon 28 Jahre als Oberbürgermeister, haben Sie in herausragender Weise die Verantwortung für das Wohl der Stadt getragen. Noch wichtiger als die Zahl der Amtsjahre sind die Weichenstellungen, die Sie als Oberbürgermeister für die Menschen dieser Stadt erreicht haben und bisweilen hart erkämpfen mussten“, betonte Wingenfeld und erwähnte als Beispiele den ICE-Knotenpunkt mitten in Fulda, Hambergers Einsatz für eine menschengerechte statt einer autogerechten Stadt oder sein frühes Engagement für Nachhaltigkeit. Auch nach seiner Amtszeit als OB (1970 bis 1998) sei er nicht zuletzt vor dem Hintergrund seiner christlichen Werteorientierung mit aller Leidenschaft für das Wohl der Stadt und der Region eingetreten: „Point Alpha, die Pflege der Beziehungen zu unseren Partnerstädten und den USA, die Schaffung von Bewusstsein für unser kulturelles Erbe und unsere demokratische Verantwortung im hier und jetzt - all das sind Themen, die Ihnen nach wie vor am Herzen liegen.“

Mit seiner Lebensleistung stehe Hamberger wie zahlreiche andere Gäste des Empfangs für eine Generation, die den Zweiten Weltkrieg noch erlebt habe und für die Demokratie keinesfalls selbstverständlich gewesen sei, so Wingenfeld. „Ihre Überzeugungen, für die Sie einstehen, mögen uns weiterhin in unserem Engagement als Bürger und Verantwortungsträger bestärken: Für ein werteorientiertes, für ein weltoffenes und ganz im Sinne der Bewahrung der Schöpfung für ein nachhaltiges Fulda!“, sagte Wingenfeld, der zugleich seiner Hoffnung Ausdruck gab, seinen Vor-Vor-Vorgänger im Amt auch noch bei künftigen Ereignissen in Fulda wie dem Hessentag 2021 oder der Landesgartenschau 2023 begrüßen zu können – schließlich sei ohne Hambergers weitsichtige Vorarbeit für die Gartenschau 1994 diese zweite Auflage 2023 kaum vorstellbar. „Sie sind ein großes Glück für Fulda. Wir verneigen uns, wir danken Ihnen und gratulieren Ihnen von Herzen!“

Stellvertretend für alle kommunalpolitischen Amtsträger und Dezernenten, die mit Dr. Hamberger zusammengearbeitet haben und von ihm inspiriert wurden, sprach Dr. Alois Rhiel, der von 1984 bis 1989 als Bürgermeister zusammen mit dem Jubilar im hauptamtlichen Magistrat Verantwortung trug und dann 1998 Hamberger im Amt des OB beerbte. Rhiel plauderte ein wenig aus dem Nähkästchen, etwa wenn er von den legendären Schützenfest-Besuchen des Magistrats berichtete, bei denen Hamberger sich als ebenso begeisterter wie für die anderen fordernder Fan aller Arten von Fahrgeschäften erwiesen habe („Na, wer fährt noch eine Runde mit mir?“). Der Politiker Hamberger sei nie laut geworden, so Rhiel, sondern habe immer auf die Überzeugungskraft seiner Argumente oder allenfalls auf taktische Finessen gesetzt. „Alle Kumpanei und Kungelei war ihm fremd.“ Sein christliches Wertegerüst und die große Unterstützung durch die Familie seien sein wesentlicher Halt, betonte Rhiel.

Auf Hambergers besondere Beziehung zur Fuldaer Fastnacht ging der Karnevalist Günther Elm ein und überbrachte zugleich die Glückwünsche aller Fuldaer Fastnachtsvereine. Als Besonderheit hatte er ein Lied mitgebracht, das Hamberger selbst vor vielen Jahren für die Fuldaer Fastnachtssänger umgetextet hatte: Aus dem rheinischen Weinlied „Trinkst Du mal Wein am Rhein“ zauberte er eine kleine Ode auf seine zweite Heimat, Fulda. Erinnerungen an persönliche Begegnungen sowie Hambergers starke Verbindung zu Bonifatius und zu Fuldas Partnerstadt Dokkum standen im Mittelpunkt der Glückwünsche von Pastor Paul Verheijen. „Drei subjektive Schlaglichter“ auf Hambergers Wirken in kultureller Hinsicht setzte Dr. Thomas Schmitt, Herausgeber und langjähriger Verleger der „Fuldaer Zeitung“. Der „Literaturfreund“ Hamberger habe beispielsweise mit „Literatur im Stadtschloss“ eine bemerkenswerte Reihe etabliert und sich für Autorinnen und Autoren als liebenswürdiger Gastgeber und kundiger Gesprächspartner erwiesen. Der in seiner Amtszeit verwirklichte Umbau der Alten Stadtschule zum Vonderau-Museum sei ein weiterer bleibender Beleg für die kulturelle Weitsicht Hambergers. Und nicht zuletzt sei auch Hambergers Wirken im Fuldaer Geschichtsverein von bedeutenden Wegmarken wie etwa der Veröffentlichung der zweibändigen Fuldaer Geschichte geprägt.  

Als Überraschung sprachen auch die beiden Töchter Jutta und Barbara Hamberger, die Einblicke in das Privatleben der Familie gewährten und den Vater liebevoll charakterisierten. „Du warst kein Sonntagsvater, sondern immer da, wenn wir Dich gebraucht haben“ – etwa als Umzugshelfer, der sich in aller Herrgottsfrühe auf den Weg macht, um in München noch vor den Möbelpackern anzukommen und zu helfen, oder als besorgter Vater, der im dunklen Anzug und mit Amtskette in der Notaufnahme des Klinikums sitzt, um trotz eines anstehenden Festakts zunächst einmal den verletzten Finger der Tochter versorgen zu lassen.

Bevor es im Anschluss an den Empfang noch zum feierlichen Eintrag in das Ehrenbuch der Stadt Fulda in das Grüne Zimmer ging, ergriff der Jubilar sichtlich gerührt die Gelegenheit zum Dankeswort. Sein Dank galt allen Gästen der Feier, zu denen unter anderem auch der ehemalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen, Prof. Bernhard Vogel, gehörte, und insbesondere all jenen, die bei der Feier das Wort ergriffen hatten. In bewegenden Worten erinnerte Hamberger an die Tatsache, dass er als Junge im letzten Kriegsjahr nur mit viel Glück den verheerenden Angriff auf die Stadt Mainz überlebt habe, schilderte noch einmal den Tag im Jahr 1968, an dem er – auf Anraten seiner Frau – das Angebot des damaligen OBs Dr. Alfred Dregger annahm, als persönlicher Referent und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit nach Fulda zu kommen, und die schwierigen Diskussionen im Zusammenhang mit der Gebietsreform. Gerade dass der Empfang im Fürstensaal stattfinde, mit dem er so viele Erinnerungen an seine Amtszeit verbinde, erfülle ihn mit großer Freude und Rührung, sagte Hamberger, der resümierte: „Ich bin in Fulda glücklich geworden.“

Passend zum langjährigen Engagement des Jubilars für die Musikschule der Stadt Fulda umrahmte ein Saxophon-Trio der Musikschule (Yvonne Roth-Wächter, Gerhard Kunkel und Ferdinand Wehner) den Festakt.