Positives Fazit des EKS-Bewerbungsprozesses

Die Michaelskirche bildete einen zentralen Baustein der Bewerbung um das Europäische Kulturerbe-Siegel. Foto: Stadt Fulda/Christian Tech

Brüssel hat über Verleihung des Europäischen Kulturerbe-Siegels entschieden / Gratulation nach Brandenburg 

FULDA, 28. APRIL 2022:  Die Stadt Fulda, die Gemeinde Petersberg, das Bistum Fulda und alle anderen Projektpartner der gemeinsamen osthessischen Bewerbung um das Europäische Kulturerbe-Siegel haben dem nationalen Mitbewerber aus dem brandenburgischen Oderbruch zur Verleihung des Siegels gratuliert. Die Europäische Kommission hatte heute nach mehrmaliger Verschiebung die Vergabe der Siegel für das Jahr 2021 bekanntgegeben. Von den beiden deutschen Bewerbungen, die die Kulturministerkonferenz nach Brüssel ins Rennen geschickt hatte, konnte nach den Kriterien der EU nur eine zum Zug kommen.  

Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld reagierte mit Enttäuschung auf das Votum aus Brüssel: „Auch wenn wir gemeinsam mit unseren Projektpartnern – allen voran der Gemeinde Petersberg und dem Bistum Fulda – nach wie vor von der herausragenden Qualität unserer Bewerbung unter dem Titel ,Fulda und Petersberg. Orte der karolingischen Bildungsreform‘ überzeugt sind, möchten wir doch mit echtem Sportsgeist unserem nationalen Mitbewerber aus dem Oderbruch herzlich zur Verleihung des Siegels gratulieren.“ Gleichzeitig betonte Wingenfeld: „Wir sind sicher, dass Fulda und Petersberg in besonderer Weise geeignet wären, das Siegel zu tragen, weil die ehemaligen Klöster unter Rabanus Maurus grenzüberschreitend Wissen vermittelt haben, das Europa bis heute prägt. Damit fördern sie damals wie heute – genau wie von der EU in den Kriterien zur Siegelvergabe gefordert - das Zugehörigkeitsgefühl zur europäischen Wertegemeinschaft.“

Petersbergs Bürgermeister Carsten Froß ergänzte: „Natürlich sind wir enttäuscht, das Kulturerbe-Siegel nicht erhalten zu haben. Gleichwohl lässt sich festhalten, dass wir im Rahmen der Bewerbung unterschiedlichste Akteure an einen Tisch gebracht haben – Stadt, Gemeinde, Bistum, Hochschule, Vereine, Schulen und viele mehr. Die Zusammenarbeit war sehr fruchtbar und hat unabhängig von der Auszeichnung viele Projekte hervorgebracht, von denen die Bürgerinnen und Bürger dauerhaft profitieren. Als Beispiele seien hier der Raban-Podcast, das Raban-Jugendbuch, die Kulturerbe-Tage oder die Umgestaltung des Propsteigartens Petersberg genannt. Deswegen war die Mühe ganz gewiss nicht vergebens.“

Aus Wiesbaden kamen aufmunternde Worte für die Beteiligten in Osthessen: „Die Bewerbung hat die Reichsabtei Fulda und ihr Nebenkloster Petersberg als Motoren für Bildung und Bildungskooperation in der karolingischen Bildungsreform in ein neues Licht gerückt – das ist auf jeden Fall ein Erfolg, ganz gleich, wie es mit der Bewerbung um das Kulturerbe-Siegel in Zukunft weiter geht“, erklärt Angela Dorn, Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst. „Das Projekt würdigt nicht nur Dom und Michaelskirche in Fulda sowie St. Peter in Petersberg als steinerne Zeugen, es verdeutlicht auch ihre Rolle als Geburtshelfer eines bis heute lebendigen Bildungsnetzwerks, ohne die es unsere immer internationaler werdenden Universitäten, Hochschulen und Forschungsinstitutionen nicht gäbe. Ich danke allen Beteiligten herzlich für ihren Einsatz.“

Auch Fuldas Bischof Dr. Michael Gerber äußerte sich zu der Vergabe: „Für das Oderbruch, das mit seiner Kampagne als Kulturlandschaft im ländlichen Raum Europas die Jury überzeugen konnte, ist das Europäische Kulturerbe-Siegel eine Chance zur Weiterentwicklung der Region. Im Rahmen der Bewerbung gemeinsam mit den Städten Fulda und Petersberg sowie vielen weiteren engagierten Projektpartnern konnten wir auf die reiche Kloster- und Bildungsgeschichte in Fulda und Petersberg aufmerksam machen. Die verbindende kulturelle Wirkung der karolingische Bildungsreform in und für Europa ist angesichts der gegenwärtigen und durchaus bedrohlichen Entwicklungen in der Ukraine und die Auswirkungen auf unseren Kontinent aktueller denn je.“

Vor dem Hintergrund der positiven Erfahrungen während des Bewerbungsprozesse und mit Blick auf die noch ausstehenden Details der Begründung der EU-Entscheidung, wird die Stadt Fulda nun gemeinsam mit den Partnern prüfen, ob und wann man gegebenenfalls einen neuen Anlauf für eine Bewerbung unternehmen wird. OB Wingenfeld betonte: „Wir danken allen, die sich in der Vorbereitungs- und Bewerbungsphase mit vielen kreativen Ideen, Projekten und Aktionen eingebracht haben. Ganz sicher war diese Vorarbeit nicht vergebens, vielmehr sind wir überzeugt, dass schon die umfangreichen Aktivitäten zur Bewerbung – zumindest in der Region - das Bewusstsein nachhaltig gestärkt haben, welchen historischen europäischen Schatz wir mit den authentischen Stätten Rabans und dem, was von hier aus für die Bildungstradition eines ganzen Kontinents entstanden ist, hüten dürfen.“