OB würdigt herausragende Verdienste Winfried Engels
FULDA, 7. Oktober 2021: Bereits am 12. August 2020 hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Verleihungsurkunde unterschrieben – doch erst jetzt konnte der kirchliche Medienexperte Winfried Engel aus Fulda die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland aus den Händen von Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld auch tatsächlich entgegennehmen. Die Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie hatten eine würdige Feier mit zahlreichen Gästen bislang unmöglich gemacht. Doch das wurde jetzt nachgeholt.
Ob Wingenfeld gestand bei der Feierstunde im Marmorsaal des Stadtschlosses, dass er beim Blick auf die lange Liste der Ehrenämter selbst ein wenig überrascht war, wie umfangreich und dabei zugleich wie langjährig das Engagements des Geehrten ist: „Bei Winfried Engel geht es nicht – wie man es heute so oft erlebt – um ein vorübergehendes Engagement für ein ,Projekt‘ von ein oder zwei Jahren; nein, bei ihm misst sich fast alles in Jahrzehnten.“ Dabei sei erkennbar, dass „das Fundament seiner ehrenamtlichen Arbeit immer seine Verwurzelung im Glauben und das Bemühen um die Vermittlung von religiösen Werten gewesen ist“, sagte der OB. Gleichzeitig habe sich Winfried Engel von technischen Neuerungen niemals ängstigen lassen, sondern vielmehr immer versucht, die modernen Medien auch immer als Chance zu begreifen, die Menschen zu erreichen.
Winfried Engel wurde 1947 in Hünfeld geboren und besuchte auch das dortige Wigbertgymnasium. Nach dem Studium der katholischen Theologie und Germanistik in Fulda, München, Würzburg und Marburg sowie dem Staatsexamen für das Lehramt am Gymnasien absolvierte er das Referendariat am Domgymnasium in Fulda, bevor er 1976 als Referent in die Abteilung Schule-Hochschule-Medien des Bischöflichen Generalvikariats wechselte. Dieser Abteilung blieb er bis zu seinem Ruhestand 2012 treu, seit 1992 hatte er die Leitung der Abteilung inne und war zugleich Rundfunkbeauftragter des Bistums Fulda. Darüber hinaus hatte er von 1980 bis 2006 einen Lehrauftrag für Katechetik an der Theologischen Fakultät Fulda.
Schule und Medien – diese beiden Themenkomplexe bestimmten nicht nur das berufliche Leben Engels, sondern stehen auch ganz zentral für das ehrenamtliche Wirken. So gehörte er zu den „Geburtshelfern“ des Privatrundfunks in Hessen Ende der 1980er Jahre. Als Vertreter der katholischen Kirche wirkte er 28 Jahre ehrenamtlich in der Versammlung der Hessischen Landesmedienanstalt für den privaten Rundfunk (LPR Hessen), davon 23 Jahre sogar als deren Vorsitzender. Auch auf Bundesebene hat er „Marksteine“, gesetzt, wie LPR-Direktor Joachim Becker in seinem Grußwort betonte. Seine „Kunst zu Moderieren“ und das Geschick zum Ausgleich unterschiedlicher Interessen und Standpunkte hätten ihm auch als Vorsitzender der Gremienvorsitzendenkonferenz der deutschen Landesmedienanstalten (2003-2005 und 2012-2017) hohe Anerkennung gebracht, so Becker.
Sich aktiv für seine Überzeugungen einsetzen und auch kontroverse Debatten nicht zu scheuen – das sei in der Tat ein Markenzeichen Engels, ergänzte OB Wingenfeld. Dies zeige sich auch bei seinem Engagement als Autor von kirchlichen Radiosendungen, zum Beispiel in den „Sonntagsgedanken“ von hr1. Seit 1990 ist Engels Stimme regelmäßig auf verschiedenen Frequenzen zu hören.
Bei der engen Verflechtung der Themenkreise Kirche und Bildung in Engels Lebens lag es nahe, dass er sich auch beim Thema kirchliche Schulen in die Pflicht nehmen ließ: „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass es in Fulda noch zwei große konfessionelle Schulen gibt, die ursprünglich von Orden getragen wurden“, erläuterte der OB. Nicht zuletzt Engels Engagement sei es zu verdanken, dass sowohl bei der Marienschule als auch beim Marianum der Strukturwandel aktiv gestaltet und die Werte der beiden Traditionsschulen in die Zukunft getragen werden konnten. Seit 1997 ist Winfried Engel Vorstandssprecher der Stiftung Marienschule und seit 2000 auch ehrenamtlicher Geschäftsführer der Marianum gGmbH Fulda.
Im Namen beider Schulen dankte der Leiter der Marienschule, Karsten Keller, dem Geehrten für dessen langjährigen Einsatz: „Sie haben in einer für die beiden Orden schwierigen Lage mitgeholfen, eine tragfähige Lösung zu finden. 2500 Schülerinnen und Schüler können so in Fulda weiter eine katholische Schule mit einem breiten pastoralen Angebot besuchen.“ Mit einem Augenzwinkern mutmaßte Keller, dass Engels Tage einfach mehr als 24 Stunden haben müssten, sonst sei das Pensum an Ehrenämtern gar nicht zu schaffen. Aber tatsächlich seien wohl die tiefe Verwurzelung im Glauben und die enge Verbundenheit zur Fuldaer Heimat die wesentlichen Triebfedern für das außergewöhnliche Engagement, sagte Keller.
Dieses Fundament, die Begeisterung für den Glauben, so der OB, zeige sich auch in dem langjährigen Engagement im Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem, der sich insbesondere für die Christen im Heiligen Land einsetzt. Seit 1985 ist Engel Mitglied des Ordens, 1999 bis 2006 war er Leitender Komtur der Komturei Hrabanus Maurus Fulda, von 2007 bis 2013 Präsident der Ordensprovinz Rhein-Main und von 2013 bis 2021 Sekretär der Deutschen Statthalterei des Ritterordens. 2017 wurde er zum Großkreuzritter promoviert.
Eine Würdigung der Lebensleistung Winfried Engels wäre unvollständig, würde nicht auch die Musik Erwähnung finden. Seit 1962 – also bereits seit fast 60 Jahren – ist er als Organist tätig, zunächst in Hünfeld und seit 1975 in St. Bonifatius Horas. Dort leitete er von 1984 bis 2014 auch den Kirchenchor. 40 Jahre lang sang er im Domchor und bekleidete dort auch Vorstandsämter. Das Engagement für die Kirchengemeinde St. Bonifatius Horas umfasst nicht nur die Tätigkeit an verantwortlicher Stelle im Pfarrgemeinderat und im Kirchbauverein, sondern auch den Vorsitz im Verein der Freunde und Förderer des Kinderchors St. Bonifatius. OB Wingenfeld gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass es – trotz der massiven Einschnitte, die die Folgen der Corona-Pandemie gebracht hätten – möglich sein werde, „die Kultur des Chorgesangs auch in die Zukunft zu tragen“.
Sichtlich gerührt bedankte sich der neue Träger der Verdienstmedaille für die vielen ehrenden Worte. Humorvoll merkte er an, dass er dankbar sei, all diese Worte nicht „erst bei der Beerdigung“ zu hören. Sein besonderer Dank galt seiner Familie, insbesondere den beiden Töchtern Christiane und Ulrike sowie der Lebensgefährtin Marita Günther, die nach dem Tod seiner Ehefrau 2014 nun eine wichtige Stütze an seiner Seite sei. OB Wingenfeld betonte, die Verleihung der Verdienstmedaille, die der saarländische Medienrechtler Dr. Christopher Wolf angeregt hatte, sei keinesfalls als „Abschlusswürdigung“ zu verstehen, sondern vielmehr als „Ermutigung für weiteres Engagement“.