Investoren im Baugebiet Waidesgrund stehen fest

Visualisierung eines Baufeldes, das durch das Siedlungswerk/Fulda bebaut werden wird. Quelle: RWS Architekturbüro Fulda.
Modellansicht. Rechts oben ist das Hotel Esperanto zu sehen.
Das Baugebiet Waidesgrund aus der Vogelperspektive.
Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (rechts) und Stadtbaurat Daniel Schreiner mit dem Modell des neuen Baugebietes. Fotos (2): Stadt Fulda

Fortschritt bei Schaffung von bezahlbarem Wohnraum / rund 280 neue Wohneinheiten

FULDA, 28. Dezember 2022: Gute Nachrichten kurz vor Jahresende: Die geplante Entwicklung von zusätzlichem Wohnraum am Fuldaer Waidesgrund hat eine wichtige Hürde genommen, jetzt stehen die Investoren fest, welche von der Stadt Fulda den Zuschlag für die Bebauung von insgesamt fünf Baufeldern bekommen sollen. Es handelt sich um drei Gesellschaften, welche die im Rahmen einer Konzeptvergabe (siehe Hintergrund) geforderten Kriterien am besten erfüllt haben: die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt (NHW), das Siedlungswerk Fulda sowie das Unternehmen TING Projekte aus Kiel.

Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld und Stadtbaurat Daniel Schreiner sprechen mit Blick auf die Ergebnisse des Vergabeverfahrens von einem „großen Fortschritt bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in Fulda“. Schließlich würden 30 Prozent der insgesamt rund 280 Wohneinheiten mietpreisgebunden sein. Mit der Konzeptvergabe und den Erbbaurechtsverträgen habe man ein neues Modell für Fulda entwickelt, erläutert der OB: „Es handelt sich um ein wegweisendes Projekt, das ideal zu den Erfordernissen einer wachsenden Stadt mit sich ändernden Wohnraum-Bedarfen passt.“ Für die Stadt Fulda sei es wichtig gewesen, langfristige Bestandshalter für dieses Baugebiet gewinnen zu können. Das sei mit den drei Investoren gelungen, die in ihrer Unternehmensstruktur nicht ausschließlich auf Gewinnerzielung ausgerichtet sind, sondern unter anderem auch genossenschaftliche Modelle verfolgen. Mit Blick auf die gegenwärtigen Unwägbarkeiten in der Baubranche vor dem Hintergrund der Folgen des Ukraine-Kriegs ergänzt Wingenfeld: „Ich halte es für ein ermutigendes Zeichen für die Zukunftsfähigkeit Fuldas, dass sich die drei Investoren auch in der aktuell schwierigen Zeit dafür entschieden haben, dieses Projekt durchzuführen.“

Auch wenn es bis zur Bezugsfertigkeit noch einige Zeit dauern werde, sei es eine gute Nachricht für die Fuldaer Bürgerinnen und Bürger, dass der neue Ansatz einer Konzeptvergabe erfolgreich umgesetzt wurde und nun Klarheit darüber bestehe, wie genau es am Waidesgrund weitergehe, betont Hans-Dieter Alt, Vorsitzender des Haupt- und Finanzausschusses. Durch die Vergabe im Erbbaurecht werde die Stadt das stadtplanerisch bedeutsame Gelände zudem weiterhin im Bestand behalten.

Rund 280 neue Wohneinheiten entstehen

Das künftige Wohnquartier hat eine Gesamtfläche von rund drei Hektar. Auf dem Areal der ehemaligen Kleingartenanlage „Waidesgrund“ wird ein neues Wohnquartier in fußläufiger Entfernung zum Stadtzentrum und zum Bahnhof mit rund 280 Wohneinheiten entstehen. Die drei Entwürfe, die von den beiden Fuldaer Büros Reith Wehner Storch Architekten (für den Investor Siedlungswerk Fulda) und Sichau & Walter Architekten (für den Investor TING Projekte) sowie dem Büro Baufrösche – Architekten und Stadtplaner GmbH - aus Kassel (für den Investor NHW) stammen, orientieren sich alle an dem städtebaulichen Idealentwurf, den die Dachauer Architekten und Stadtplaner Deffner und Voigtländer als Bebauungskonzept bereits im Zusammenhang mit dem städtebaulichen Ideenwettbewerb 2017 entwickelt hatten. So werden auf dem Areal fünf Wohnhöfe entstehen, deren unterschiedliche Konzeptionen die Individualität der Planer widerspiegeln, die aber gestalterisch aufeinander abgestimmt sind.

Die Erschließungsarbeiten für das Areal werden 2023 beginnen, Baustart soll dann in 2024/25 sein. Mit der Bezugsfertigkeit der ersten Wohneinheiten wird ab 2026/27 gerechnet.

Die Vertreterinnen und Vertreter der drei Investoren und der Architekturbüros zeigten sich bei der Präsentation der Planungen hoch motiviert und berichteten von einer guten Kooperation im Rahmen der von der Stadt Fulda organisierten Werkstattgespräche.

Fünf Baufelder - Drei Investoren

Die NHW wird zwei Baufelder bebauen. Entstehen sollen zwei Wohnhöfe mit jeweils ca. 70 Wohneinheiten und einer Gewerbeeinheit. „Unser gesellschaftlicher Auftrag ist es, bezahlbaren Wohnraum für breite Schichten der Bevölkerung zu entwickeln“, sagt Bernd Peuster, Leiter Projektentwicklung und Akquisition Nord. „Diesem Auftrag kommen wir auch in Fulda gerne nach. Am Waidesgrund entsteht ein abwechslungsreiches Quartier in guter Lage. Wir freuen uns, dass wir bei diesem spannenden Projekt dabei sind.“

Ein Baufeld wird das Siedlungswerk Fulda eG mit 69 Wohneinheiten entwickeln. „Wir haben die Entwicklung dieses Baugebiets von Anfang an verfolgt und es war für uns völlig klar, dass wir an diesem für Fulda einmaligen Projekt mitwirken wollen. Hohe Anforderungen aus der Konzeptvergabe bei gleichzeitiger Realisierung von sozialem Wohnraum waren für uns eine Herausforderung“, so Vorstand Frank Nieburg. “Das Ergebnis kann sich sehen lassen und ist in jedem Fall ein Gewinn für Fulda.“

Die TING Projekte GmbH & Co. KG aus Kiel ist auf die Entwicklung privater Wohngenossenschaften spezialisiert. Auf zwei Baufelder werden in der nur für das Projekt in Fulda neu gegründeten Wohngenossenschaft „Waides Höfe eG“ insgesamt 72 Wohneinheiten entstehen. Geschäftsführerin Dr. Jasna Baumgarten: „Wir projektieren Genossenschaften für wohnende Mitglieder, die sich nach dem Einzug in ihr neues Zuhause selbst und eigenverantwortlich um alle Belange der Gemeinschaft kümmern. Wir freuen uns sehr auf Fulda und die Möglichkeit, unser etwas anderes Konzept des gemeinsamen Wohnens hier umsetzen zu dürfen“.

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Hintergrund - Konzeptvergabe

Die Bauleitplanung allein reicht oft nicht aus, um besondere städtebauliche, architektonische, nutzungsbezogene und soziale Qualitäten von Bauprojekten zu sichern. Bei der Konzeptvergabe handelt es sich um einen Verfahrensschritt, der zwischen der Bauleitplanung und der Projektentwicklung angesiedelt ist und welcher hilft, eine Lücke bei der Qualitätssicherung stadtplanerischer Prozesse zu schließen

Die Stadt Fulda hat dieses Instrument nun zum ersten Mal genutzt: Die Grundstücke auf dem Areal (Bebauungsplan Nr. 186 „Waidesgrund“) wurden nach einer vorgeschalteten Konzeptvergabe an interessierte Bewerber im Erbbaurecht vergeben. Das Vergabeverfahren wendete sich insbesondere an Firmen, die in ihrer Unternehmensstruktur nicht ausschließlich auf Gewinnerzielung ausgerichtet sind, sondern auch die Gemeinwohlorientierung fokussieren.

Ziel der Konzeptvergabe war der Abschluss von Erbbaurechtsverträgen, die eine Bauerrichtungsverpflichtung und eine anteilige Mietpreisbindung enthalten. Die Verhandlungen zu den einzelnen Grundstücken erfolgten mit Interessenten, die anhand der Angaben eines Bewerberbogens, eines eingereichten städtebaulichen Entwurfes sowie von eingereichten Referenzprojekten und weiteren Eignungskriterien in der ersten Stufe des Verfahrens ausgewählt werden und eine Grundstücksreservierung erhalten haben. Die erste Stufe der Konzeptvergabe wurde Ende Januar 2022 erfolgreich abgeschlossen. Von den insgesamt sieben Bewerbern konnten sich drei Bewerber für die Stufe 2 qualifizieren. Im Rahmen der zweiten Stufe wurden dann in Zusammenarbeit mit der Stadt Fulda die konkreten Entwürfe für die einzelnen Baufelder erarbeitet und in Werkstattgesprächen mit den anderen Teilnehmern architektonisch aufeinander abgestimmt.