Behindertenbeirat strebt Namensänderung an
Im Rahmen der jüngsten Sitzung des Fuldaer Behindertenbeirats hat sich der neue Vorstand des Gremiums der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Vorstand um die Beiratsvorsitzende Lea Widmer, die im August die Nachfolge des langjährigen Vorsitzenden Hanns-Uwe Theele angetreten hatte, nutzte die Gelegenheit, die Personen sowie die Arbeitsschwerpunkte des Behindertenbeirates der Presse vorzustellen.
Dem neuen Vorstand gehören neben Lea Widmer auch Elvira Storch und Manuela Pleterschek als Stellvertreterinnen an (siehe auch „Zur Person“). Der Vorstand wird seitens der Stadt durch Birgit Dabringhausen von der Fachstelle Integration und Inklusion unterstützt. Zu den Arbeitsschwerpunkten des Beirates, der den Magistrat in allen Fragen im Zusammenhang mit Bürgern mit Behinderungen beraten soll, gehören zum Beispiel: Barrierefreie Planung öffentlicher Straßen und Plätze; barrierefreie Zugänglichkeit und Nutzbarkeit von öffentlichen Gebäuden sowie der Verwaltung; barrierefreie Gestaltung der touristischen Angebote und der Webseiten der Stadt; Barrierefreiheit im ÖPNV, besonders an Haltestellen und am Bahnhof; Barrierefreiheit auf Großveranstaltungen wie dem Hessentag oder Landesgartenschau.
Nach den erreichten Erfolgen, aber auch bestehenden Schwierigkeiten bei der ehrenamtlichen Arbeit im Beirat gefragt, waren sich die elf stimmberechtigten Mitglieder einig, dass sich seit Gründung des Beirates 2012 bereits einiges verbessert habe. So werde z. B. an immer mehr Stellen in der Innenstadt das alte Kopfsteinpflaster ersetzt, und an zahlreichen Ampelanlagen und Übergängen gebe es inzwischen barrierefreie Querungsmöglichkeiten mit einer sogenannten Nullabsenkung sowie tastbaren Markierungen für Blinde und Sehbehinderte. Auch schreite der Ausbau des tastbaren Blindenleitsystems voran. Allerdings fehle es gleichwohl an vielen Stellen noch massiv an Barrierefreiheit, auch an digitaler Barrierefreiheit. Außerdem, so schilderten die Mitglieder, koste es oft einige Anstrengungen, die Zuständigen der Stadt für die Belange der Menschen mit Behinderungen zu sensibilisieren. Zudem wünscht sich der Beirat, einmal im Jahr von seiner Arbeit und seinen Anliegen in der Stadtverordnetenversammlung berichten zu dürfen. Insgesamt sei man aber mit der Stadt gemeinsam auf einem guten Weg, betonten die Mitglieder.
Auf der weiteren Tagesordnung der Sitzung standen Informationen über die Weiterarbeit des Beirats in Coronazeiten, die sich ggf. in kleinen Gruppen abspielen werde oder bei Bedarf auch per Videokonferenz. Großen Raum nahmen die Beschlussfassung zur Namensänderung des Gremiums sowie der Beschlussvorschlag zur Anpassung der Satzung für den Behindertenbeirat ein. Demnach soll der Name des Gremiums in „Beirat der Menschen mit Behinderungen“ geändert werden, der damit unter anderem auch den Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention gerecht werde. Die Stadtverordnetenversammlung muss nun über die Satzungs- und Namensänderung beschließen. Weitere Themen waren die Barrierefreiheit sowie Sonderparkrechte in der Bahnhofstraße sowie die Zugänglichkeit des neuen Areals an der Stadtmauer zwischen Florengasse, Dalbergstraße und Gutenbergstraße.
Zur Person – die neuen Vorstandsmitglieder
Die neue Vorsitzende Lea Widmer, geboren 1983 in Süddeutschland, ist Diplom-Musiktherapeutin und seit ihrer Geburt hochgradig sehbehindert. Sie ist 2010 wegen der Arbeit nach Fulda gezogen und engagiert sich hier seit einigen Jahren in der Interessengemeinschaft barrierefreies Fulda, von der sie 2017 auch in den Beirat entsandt wurde. Sie schildert, dass sie Ausgrenzung, Diskriminierung bis hin zu Mobbing seit ihrer Schulzeit kennt und möchte sich im Beirat besonders für den dringend anstehenden Umbau des Bahnhofes sowie im Bereich der digitalen Barrierefreiheit engagieren. Sie wünscht sich eine Fulda-App mit der man, ob mit oder ohne Handicap, alle Informationen z. B. im Museum, auf Großveranstaltungen oder in Verwaltungsgebäuden barrierefrei und individuell angepasst abrufen kann.
Die Stellvertretende Elvira Storch wurde 1955 in Kassel geboren und lebt seit ihrem 10. Lebensjahr in Fulda. Seit einer schweren Erkrankung im frühen Erwachsenenalter ist sie auf den Rollstuhl angewiesen. Elvira Storch ist vierfache Mutter und fünffache Oma. Sie engagiert sich für schwerbehinderte Menschen, weil sie durch ihre eigene Einschränkung und schwer erkrankte Familienmitglieder weiß, welche Einschränkungen man dadurch im Alltag hat. Sie liebt „ihre“ Stadt Fulda und will sich deshalb für mehr Barrierefreiheit z. B. im Straßenverkehr und auf Plätzen in Fulda einsetzen. Ein wichtiges Anliegen ist ihr auch, die Bürgerinnen und Bürger für dieses Thema zu sensibilisieren.
Manuela Pleterschek, geboren 1959 in Frankfurt, ist ebenfalls stellvertretende Vorsitzende des Beirates und komplettiert das „Frauenpower“-Team an der Spitze. Sie kam wegen ihres Studiums der sozialen Arbeit nach Fulda und ist geblieben. Aufgrund einer frühen Erkrankung an Kinderlähmung hat sie Zeit ihres Lebens eine schwere Gehbehinderung und weiß aus eigener Erfahrung, welche Hürde z.B. Fuldas altes Kopfsteinpflaster für gehbehinderte Menschen darstellt. Allerdings weiß sie auch, dass es oft gar nicht so einfach ist, hierfür Alternativen zu schaffen. Ein wichtiges Anliegen ist ihr die Aufklärung der Öffentlichkeit: Die Tatsache, dass bspw. Leitlinien für Sehbehinderte und Kontraststreifen immer wieder zugestellt werden und deshalb nicht nutzbar sind, zeige deutlich, dass es hier an den notwendigen Informationen fehlt.