Projekt KOMPASS des Hessischen Innenministeriums

Erste Sicherheitskonferenz / Lösungsansätze und Maßnahmen zur allgemeinen Sicherheit / Sicherheitsgefühl der Bürger wird erfasst

Die Menschen in Fulda und Osthessen leben objektiv in einer sicheren Region – das zeigen alljährlich die Daten der polizeilichen Kriminalstatistik. Doch die „gefühlte Sicherheit“, das subjektive Sicherheitsempfinden, weicht oft davon ab. Grund kann zum Beispiel eine dunkle Gasse in der Altstadt sein oder ein einsamer Feldweg in einem Stadtteil, wo sich Bürgerinnen und Bürger einfach unwohl fühlen, obwohl dort vielleicht noch nie eine Straftat verübt wurde. Das Projekt KOMPASS des Hessischen Innenministeriums greift dieses Phänomen auf und versucht Lösungsansätze und Maßnahmen zu erarbeiten. Bei der 1. Sicherheitskonferenz im Rahmen vom KOMPASS wurden am Mittwochabend im vhs-Kanzlerpalais erste Schritte vorgestellt.

Auf die Unterschiede zwischen gefühlter und polizeistatistischer Sicherheit verwiesen auch Fuldas Bürgermeister Dag Wehner und Osthessens Polizeipräsident Günther Voß bei der Begrüßung der Gäste, die sich vor allem aus Vertreterinnen und Vertretern politischer Gremien und Beiräte, der Justiz, des Staatlichen Schulamts, verschiedener weiterer Behörden und Ämter sowie sonstiger Institutionen und des Einzelhandels zusammensetzten. Das Projekt KOMPASS könne das Thema gefühlte Sicherheit auf den Punkt bringen und wertvolle Impulse für Maßnahmen liefern, sagte Bürgermeister Wehner. Polizeipräsident Voß untermauerte anhand von Kriminalitätszahlen aus dem Gebiet des Polizeipräsidiums Osthessen, dass man in Fulda in einer vergleichsweise sehr sicheren Region lebe. Jedoch ziehe Fulda als „boomendes Oberzentrum“ der Region auch Straftäter an: In Fulda lebten 15 Prozent der Gesamtbevölkerung der Region Osthessen (Kreise Fulda, Vogelsberg und Hersfeld-Rotenburg), gleichzeitig würden dort 30 Prozent aller Straftaten des Präsidiumsbezirks begangen. Die Bürgerbefragung im Rahmen von KOMPASS, die durch das Kriminologische Institut der Universität Gießen (Prof. Dr. Britta Bannenberg) vorbereitet, begleitet und ausgewertet werde, sei das „Herzstück“ des Projekts, betonte Voß. Die durch die Befragung gewonnenen Erkenntnisse sowie Empfehlungen für Maßnahmen würden dann bei einer 2. Sicherheitskonferenz präsentiert. Der Leiter der Polizeistation Fulda, Alfred Hau, rückte ergänzend die positive Aufklärungsbilanz der Fuldaer Polizei in den Blickpunkt: Mehr als jede zweite Straftäter werde gefasst.

Die von den Experten der Uni Gießen erstellten Fragebögen sollen in den nächsten Wochen 3820 zufällig aus dem Einwohnermelderegister ausgewählte Fuldaer Bürgerinnen und Bürger beantworten. Diese erhalten demnächst Post und werden aufgefordert, an der Online-Befragung teilzunehmen beziehungsweise den Bogen auf Papier auszufüllen. Die Teilnahme an der Befragung ist freiwillig, die Angaben werden anonymisiert ausgewertet. Abgefragt werden allgemeine Angaben zur Person wie zum Beispiel Geschlecht, Alter und Wohnbezirk sowie Fragen zum persönlichen Sicherheitsgefühl (z.B. „Schränkt Sie die Sorge um Ihre Sicherheit in Ihren alltäglichen Aktivitäten ein?“ oder „Gibt es einen Ort in dem Stadtteil, in dem Sie wohnen, an dem Sie sich unsicher fühlen?“), zu persönlichen Erfahrungen mit Straftaten (z.B. „Sind Sie persönlich in den letzten 12 Monaten Opfer eines Diebstahls geworden?“), zu Alltagserfahrungen in der Stadt (z.B. „Haben Sie bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel in Ihrer Stadt schon einmal unangenehme Zwischenfälle erlebt?“ oder „Wann haben Sie das letzte Mal eine Polizeistreife in Ihrem Stadtteil gesehen?“) und zu bestehenden Präventionsprojekten. 

Die KOMPASS-Beauftragte der Stadt Fulda, Ramona Gärtner, sowie ihr Pendant beim Polizeipräsidium Osthessen, Rosemarie Welke, stellten den Gästen die Details des Fragebogens sowie das KOMPASS-Konzept als solches vor. Gärtner und Welke erläuterten auch die bereits bestehenden Kooperationsprojekte zwischen Stadt und Polizei, so etwa die Stadtwache mit dem Konzept „Schutzmann vor Ort“, die gemeinsamen Konzept- und Nachtstreifen, den freiwilligen Polizeidienst sowie die Videoschutzanlagen auf drei öffentlichen Plätzen in der Innenstadt. Ein plastisches Video-Beispiel demonstrierte zum einen, wie ein flüchtender Ladendieb auf dem Uniplatz durch einen beherzten Passanten zu Fall gebracht wurde und dadurch seine Beute verlor, und zum anderen, wie der Täter anhand der Video-Aufnahmen kurze Zeit später identifiziert und festgenommen werden konnte. Angesichts solcher Fahndungserfolge sei auch die Videoschutzanlage geeignet, das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger auf bestimmten Plätzen zu erhöhen, so Gärtner und Welke mit Blick auf die Zielrichtung des KOMPASS-Projekts. Beide hoffen, dass sich möglichst viele der angeschriebenen Bürgerinnen und Bürger an der Fragebogen-Aktion beteiligen. „Unser ehrgeiziges Ziel ist ein Rücklauf von 25 Prozent – damit lägen wir in den KOMPASS-Kommunen an der Spitze“, sagte Gärtner.

Übrigens: Auch wer nicht zu den zufällig ausgewählten Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Bürgerbefragung gehört, hat natürlich die Möglichkeit, individuelle Erfahrungen und Anregungen zur Sicherheit in Fulda weiterzugeben. Die KOMPASS-Ansprechpartnerinnen sind erreichbar unter Telefon (0661) 102-1320 sowie unter der E-Mail-Adresse kompass@fulda.de.

Hintergrund: Das Programm KOMPASS des Hessischen Innenministeriums (der Name steht für KOMMunalProgrAmm SicherheitsSiegel) zielt auf eine nachhaltig ausgerichtete Verzahnung und noch engere Zusammenarbeit zwischen Bürgerinnen und Bürgern, Polizei und Kommune ab. Ziel dabei ist es, dass die kommunalen Sicherheitsbedürfnisse, insbesondere die Sorgen und die Ängste der Bevölkerung, erhoben und analysiert sowie ein passgenaues Lösungsangebot entwickelt werden.